Junge Psychoanalyse

Vortragszyklus am Psychoanalytischen Seminar Zürich
Quellenstr. 25, 8005 Zürich

10. April 2015

Auch wenn der Vortragszyklus Junge Psychoanalyse keine thematische Ausrichtung hat, ist er dennoch als Programm zu verstehen: junge Psychoanalytikerinnen und Psychoanalytiker sollen zu Wort kommen. Das ist – aller Vernunft und Unvernunft zuwider – keine Selbstverständlichkeit. Die Reden an Kongressen und Tagungen, die Vorträge an universitären und psychoanalytischen Institutionen werden in der Regel von älteren und arrivierten Psychoanalytiker_innen oder Wissenschaftler_innen angrenzender Disziplinen bestritten. Was sicher nicht von ungefähr eine Parallele darin hat, dass nur schon der Abschluss an vielen psychoanalytischen Instituten kaum vor dem fünfzigsten Altersjahr gemacht wird.

Dabei weist die Situation junger Psychoanalytiker_innen durchaus bemerkenswerte Eigenheiten auf. Sie praktizieren psychoanalytisches Denken und Handeln sehr häufig selbstverständlich und selbstbewusst in Institutionen verschiedenster Art, wobei sie diese Arbeit nicht einfach als mehr oder weniger provisorischen Übergang in die eigene Praxis verstehen, sondern sie als genuin wertvoll und befriedigend erleben.
Das Couch-Setting der hochfrequenten Analyse ist dann nicht mehr conditio sine qua non, sondern erscheint bisweilen als Identitätsfetisch: als ob die Psychoanalyse nicht mehr zu bieten hätte als ihr Setting. Fragen nach der eigentlichen oder uneigentlichen, nach der richtigen oder falschen Psychoanalyse treten angesichts der Selbstverständlichkeit analytischen Denkens in den verschiedensten Kontexten zunehmend und auch wohltuend zurück. Der Zyklus Junge Psychoanalyse soll damit nicht nur das Selbstverständnis junger Psychoanalytiker_innen versammeln, sondern auch ein eigenes Verhältnis zur Psychoanalyse skizzieren.
Wenn statt Disziplinierung etwa Interdisziplinarität die Spielregeln der Arbeit bestimmt, sich unterschiedlichste Praxisfelder eröffnen und neue Medien ins Spiel kommen, sind psychoanalytische Begriffe und Konzepte nicht weniger relevant; der Blick für die Dimension der Bedeutungen, Übertragungen, des Unsäglichen bleibt zentral.

Zu dieser Auseinandersetzung mit der Beweglichkeit des psychoanalytischen Felds lädt der Zyklus ein, nicht nur mit Vorträgen, sondern auch einer die Reihe abschliessenden Diskussion mit den Referent_inn_en und allen interessierten.


Freitag, 17. April 2015 20.30 Uhr

Einschließen, Ausschließen oder Verschließen – Zur Frage der Offenheit der aktuellen Psychoanalyse
Victoria Preis, Berlin

Freitag, 15. Mai 2015 20.30 Uhr
"Du fragschmi wär i bi"
Der Psychoanalyse entgegen - Ein Erfahrungsbericht
Simon Mettler, Zürich

Freitag, 29. Mai 2015 20.30 Uhr
Kein Bock auf Sex: Die neue psychotherapeutische Lustlosigkeit.
David Garcia, Zürich

Freitag, 12. Juni 2015 20.30 Uhr
Kindliche Sexualität erforschen – Erkenntnistheoretische Zugänge und Übersetzungen.
Julia König, Frankfurt a.M.

Freitag, 11. September 2015 20.30 Uhr
populäre Kulturen
Husam Suliman, Zürich

Freitag, 25. September 2015 20.30 Uhr
un-(doing) setting
Nicole Burgermeister, Tamara Lewin, beide Zürich

Freitag, 2. Oktober 2015 20.30 Uhr
Diskussionsabend zum Abschluss des Zyklus mit den Referent_in_en des Zyklus.


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